Demnächst erhält das Museum eine zweite Dampflok mit 785-mm-Spur. Nicht „irgendetwas“, sondern thematisch zum Museumskonzept passend eine Lok der Basalt AG (BAG), bekanntlich die Muttergesellschaft der BTE/RSE. Es handelt sich um jene Lok, die auf dem Betriebshof der RSVG (Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft) in Stoßdorf steht. Der Buspark der RSE war 1973 in die neue gegründete RSVG aufgegangen, die Lok sollte die Mitarbeiter an die RSE und ihre Vergangenheit als Eisenbahn erinnern.
Nachdem sich Wolfgang Clößner schon vor rund 12 Jahren um die Lok bemüht hatte, aber die Zeit noch nicht reif war für eine Übernahme, war nun Ewald Lorscheid erfolgreich und fand ein offenes Ohr bei der RSVG-Leitung. Die Lok hat durch die lange Zeit im Freien deutlich gelitten, auch wenn sie zwischenzeitlich etwas Pflege und einen neuen Lack erhielt. Da substanzerhaltende Maßnahmen recht aufwendig würden und zudem dringlich durchgeführt werden müssten, war die RSVG schnell bereit, die Lok an das Museum zu verschenken! Wir danken der RSVG sehr herzlich für das Überlassen dieser interessanten Maschine, die unser Museum sehr bereichert! Unser erster Arbeitsschritt wird sein, sie rollfähig zu machen, denn alle Lager sind fest.
Zur Geschichte der Maschine: 1937 fasste die Betriebsleitung der BAG den Entschluss, den überalternden Lokomotivpark mit einer leistungsfähigen Neubaulok für Linzer Talbahn, die verschiedene Steinbrüche rund um Linz mit den Verladeanlagen am Rhein und der Zentralwerkstatt Sternerhütte verband, zu modernisieren. Die Streckenverhältnisse waren anspruchsvoll, im Linzer Stadtgebiet mit Steigungen, engen Radien (19 m!) und schmalem Lichtraumprofil in einem Tunnel. Rund 100 Tonnen sollten noch mit 12-15 km/h bergauf befördert werden. Die Ausschreibung für eine „150 – 200 PS Kleinbahn-Dampflokomotive“ ging an vier Hersteller: Henschel, Jung, Krupp und O&K. In den Antwortschreiben wurden drei- bzw. vierfach gekuppelte Lokomotiven angeboten, teils mit Heißdampf. Die Preisspanne bewegte sich zwischen 26.000 und 42.000 Reichsmark. Das Angebot von Krupp war das teuerste und wurde nicht weiter verfolgt. Die anderen Hersteller optimierten ihre Angebote, Jung machte schließlich das Rennen.
Aber auch der Siegerentwurf einer vierfach gekuppelten Heißdampflok mit zwei Klien-Lindner-Hohlachsen vorn und hinten im Außenrahmen bedurfte noch einiger Änderungen, bis die Ingenieure der BAG zufrieden waren. Schließlich einigte man sich auf eine Nassdampflok mit Innenrahmen, deren vordere Achse nicht wie üblich mit Stangen von Rad zu Rad, sondern mittels mittig auf den Achsen sitzenden Zahnrädern nach der Bauart Luttermöller angetrieben wurde. Das passte Jung zwar nicht, weil dafür eine Patentzahlung an O&K zu leisten war, aber man wollte ja den Auftrag ausführen. Die dritte Achse erhielt eine Seitenverschiebung nach Gölsdorf, die Leistung betrug 185 PS, der Kesseldruck 13 bar. Am 25.10.1937 erfolgte die Bestellung, den Kaufpreis hatte man auf 29.000 RM ausgehandelt, abzgl. 2% Skonto. Es wurde sofort mit dem Bau begonnen, aber schnell zeigten sich Probleme bei der Materialbeschaffung. Die Vorbereitungen für den Krieg liefen auf vollen Touren, Metalle wurden bewirtschaftet und mussten für jedes Projekt genehmigt werden. An eine Feuerbüchse aus Kupfer war im vornhinein nicht zu denken, es wurde Stahl mit all seinen Nachteilen verwendet. Die wachsenden Probleme verzögerten die Fertigstellung bis zum April 1939, als die neue Lok endlich ausgeliefert werden konnte.
Anfangs befriedigte die Maschine nicht in Hinsicht auf die Dampferzeugung, aber das bekam man mit Hilfe von Jung in den Griff. Während der Kriegs- und Nachkriegszeit konnten nicht alle notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, weshalb die Maschine 1948 einer umfassenden Reparatur bei der Firma Radau in Düsseldorf bedurfte. 1950 erfolgte eine Anfrage der BAG bei Jung für eine baugleiche Lok, aber eine Beschaffung unterblieb. 1953 spendierte die BAG der Lok noch eine neue Feuerbüchse aus Kupfer inklusive komplettem Rohrsatz. Diese Arbeiten führte der Hersteller im Jungenthaler Werk durch. 1960 erfolgte die Umsetzung der Lok zur Betriebsabteilung Willscheider Berg, wo sie bis zur vorläufigen Abstellung im Jahr 1968 als eine der letzten Dampfloks in Betrieb stand. 1975 wurde sie endgültig beim zuständigen TÜV in Koblenz abgemeldet und somit dauerhaft aus dem Betriebspark genommen.
Sie stand noch einige Jahre an der Werkstatt Sternerhütte in Linz als Denkmal, bis sie 1981 nach Hennef transportiert wurde. Mit frischem Lack versehen erfolgte am 1.7.1981 die Aufstellung in Stoßdorf. Am 7.6.2019 unterzeichneten Volker Otto, Geschäftsführer der RSVG, und der Asbacher Ortsbürgermeister Franz-Peter Dahl den Schenkungsvertrag vor der Lokomotive und übergaben sie symbolisch den Vertretern des Museums, Ewald Lorscheid und Carsten Gussmann. Ein Transporttermin steht aber noch nicht fest.
Bei der Gelegenheit: hat jemand Details zur Firma Radau in Düsseldorf (-Reisholz)? Dort wurden nach dem Krieg auch einige Lokomotiven bzw. Kessel der RSE repariert, aber wir konnten im Internet nichts über diese Firma in Erfahrung bringen.