Spurensuche nach 130 Jahren

Am 24.3.2006 führte uns der Mucher Bergbauexperte Günter Benz durch das Saurenbacher Tal. In dieser noch heute entlegenen Gegend lagerten wertvolle Bodenschätze. Für ihren Abtransport wurde die erste öffentliche Schmalspurbahn in Deutschland gebaut.

Schon vor fast zweihundert Jahren wurde bei Ruppichteroth Erz gefördert und verhütet. Der Brölbach lieferte die Energie für eine Wassermühle, welche im Ort ein Hochofengebläse antrieb. Eine wirtschaftliche Vermarktung scheiterte an den schlechten Straßenverhältnissen.

Andererseits suchte der „Sieg-Rheinische Bergwerks- und Hütten-Aktienverein“ in Friedrich-Wilhelmshütte neue Bezugsquellen für Erz. Im Bröltal gab es nicht nur Erz, sondern auch Kalk. Dieser wird als Zuschlagstoff für die Verhüttung benötigt. Die Schmalspurbahn verkehrte ab dem 27.5.1862 zwischen Warth bei Hennef und Schönenberg. Zuerst diente die Bahn nur dem Kalktransport aus den Schönenberger Brüchen. Für die Eisenerzgruben im Saurenbacher Tal, das von Schöneberg parallel zur Bröl verläuft, wurde 1863 die Strecke in das besagte Tal verlängert. Sie ereichte nach etwa 2,4 km ihren Endpunkt nahe der Grube Sperber.

Herr Günter Benz aus Much zeigte uns Teile der Trasse, die im oberen Abschnitt noch deutlich zu erkennen sind. Im unteren Abschnitt liegt eine Straße über der ehemaligen Trasse. Ferner machte er sachkundig auf die Interessenlage der Bergbauunternehmer in Ruppichteroth aufmerksam. Denn auch sie suchten bessere Vermarktungsmöglichkeiten. Die Initiative zum Bau der späteren BTE ging nicht ausschließlich von Hüttenverein aus, so wie es die bisherige Sachlage vermuten ließ.

Wer sich in der Frühgeschichte der BTE auskennt wird bei dem Namen Gustav Lambinon hellhörig. In den bisher publizierten Büchern zur Geschichte der BTE ist Gustave Lambinon als einer der Gesellschafter der Bahn erwähnt – versehen mit dem nebulösen Zusatz: “als Vertreter des belgischen Kapitals.“ Der besagte Belgier war im Raum Ruppichteroth an insgesamt elf Gruben beteiligt, darunter auch die größte Grube mit Namen Sperber. Neben ihm waren aber noch zwei weitere Belgier, Gustav de Linge und Julius Gernaert, an der Bahngründung beteiligt, auch sie Mitbesitzer der Grube Sperber.

Weil die Vorkommen nicht so groß wie seinerzeit vermutet waren schloss die BTE diese Anschlussbahn bereits im Jahre 1877. Dank der Hilfe von Herrn Benz und seinem Buch „Die Geschichte des Bergbaus bei Ruppichteroth“ lässt sich die Frühgeschichte der BTE jetzt um einige wichtige Punkte vervollständigen.

Zwischen der Straße und den Bäumen ist die vor 130 Jahren stillgelegte Bahntrasse gut erkennbar.
Fundamentreste einer Bachbrücke am ehemaligen Bahnhof Saurenbach, links von Moos überwachsen, in der Mitte von einem stattlichen Baum.
Das ehemalige Bahnhofsgelände Saurenbach. Vorn in Bildmitte befand sich die Bachbrücke des zweiten Bahnhofgleises, auf der dahinter liegenden Wiese standen einst Röstöfen, Erzwäsche, Zechenhaus und Steigerhaus. Die beiden Hügel links und in Bildmitte sind Abraumhalden der Grube Sperber, die sich links hinter dem grünen Hügel befand. Zu ihr führte eine Lorenbahn mit Seilzugbetrieb (“Bremsberg”).
Diesen Anblick bietet die Grube Sperber heute, ein romantisch stiller Teich in scheinbar unberührter Landschaft… Aber vor 140 Jahren war es die größte Eisenerzgrube im Umkreis des Ruppichterother Bergbaugebiets.