Zwei Substantive tauchen öfters auf wenn es um das Museum im Lokschuppen geht: klein aber fein. Klein weil es nur wenig Originalfahrzeuge gibt. Einhundert Meter Gleis und eine Weiche – fast wie in Lummerland Hbf. Das Wörtchen fein steht vermutlich für den guten Zustand der Anlage und der Exponate.
Bisher hatten wir jedes Jahr ein Sommerfest ausgerichtet. Aber wie klingt das: „Sommerfest im Museum“? Da denkt man sofort an warmes Bier, wackelnde Tische und Stühle auf denen Gummi-Brötchen ausliegen. Da muss man nur wirklich nicht hin.
Mein Freund Karl-Heinz Schäfer sammelt alte Eisenbahnlampen. Im Betrieb genommen hat er ab und zu ein besonders hübsches Exemplar, aber gleich alle auf einmal? Martin Schlier und Benjamin Fischer vom Eisenbahnclub Rhein-Sieg liebäugelten mit einem leistungsfähigen Disco-Nebelwerfer für private Veranstaltungen. Daraus ergab sich ein Idee: 30 Lampen in Kalle’s Auto – und der Nebelwerfer wird in die Lokomotive eingebaut. Gesagt getan.
Bisher hatten wir in Asbach immer Glück mit dem Wetter. In diesem Jahr öffnete der Himmel zehn Minuten nach der Eröffnung seine Schleusen. Gestört hat es niemanden, viele Helfer wurden nass bis auf die Haut. Die Besucher haben sich mit Schirmen bewaffnet um die besondere Atmosphäre zu geniessen. Die Kinder hingegen fuhren noch bis abends, und mit Anoraks gekleidet, vergnüglich auf der Gartenbahn.
Bericht der Rhein- Zeitung über das Lampenfest (mit freundlicher Genehmigung):
Lokschuppen im Lichterschein
Eisenbahnfreunde stellen ihre Schätze vor
Asbach. Auch wenn der angekündigte Sonnenschein auf sich warten ließ, bereiteten die Eisenbahnfreunde mit dem ihnen eigenen Enthusiasmus den Besuchern des Lampenfestes eine interessante Veranstaltung. Nach der Restaurierung der verrosteten Signale wurde nun das erste Signal in Betrieb genommen.
Schon beim Betreten des Terrains, das nach Vorstellung der Gemeinde einmal zum Basalt-, Eisenbahn- und Landschaftspark werden soll, wurde der Besucher in Dampfwolken gehüllt. Erwartet man nun eine riesige Dampflok, ist man erstaunt, dass da „nur“ zwei recht kleine Lokomotiven mit Anhängern unterwegs sind. Wolfgang Clößner mit seiner „Tiger“, die er in mühevoller Kleinarbeit zusammengebaut hat, fährt unermüdlich die kleinen Gäste, auf den 127mm Gleis, rund um den Lokschuppen, in dem die große Schwester, die „53“ die Nase herausstreckt und zu sagen scheint: „Nein, bei diesem Regen bleib ich lieber drinnen.“ Kinder und Erwachsene genießen es, darin herumklettern zu können und so mancher Eisenbahnfan ist mit Fotoapparat und Videokamera unterwegs, um alles einzufangen. Sie wieder in Gang zu bringen, würde bedeuten, dass viele Teile handgefertigt werden müssten, was laut Wolfgang Clößner gar nicht machbar ist. Deshalb bleibt sie als Ausstellungsstück stehen, bzw. wird bei schönem Wetter auch gern mal aus dem Schuppen von der kleinen Diesellokomotive herausgezogen.
Sagt es und macht die nächste Runde, denn die kleinen Gäste sollen nicht warten. 20-30 kg Steinkohle verheizt er am Tag, wenn die Tiger ihre Runden dreht und mit 6-8 bar Kesseldruck bekommt er auch ein recht ansehnliches Tempo.
Den Ideen und der Begeisterung der 5 Eisenbahnfreunde, den Herren Clößner, Gussmann, Fröhlich, Schäfer und Schumacher ist hier vieles zu verdanken. Jeder von ihnen bringt eine Menge an Eigeninitiative an Zeit und Geld ins Hobby Eisenbahn ein, über Zahlen reden sie jedoch alle nicht gern und nur in vagen Andeutungen, also echte Idealisten. Nur noch einmal in diesem Jahr können die Kinder an der Fahrt auf dem Tiger teilnehmen, dann wird es dafür zu kalt, aber sonst ist ein Ausflug für die Familie einmal im Monat zu empfehlen.
Neben den hier üblicherweise Hauptakteuren, den Lokomotiven sollten an diesem Wochenende aber nicht nur sie erwähnt werden, schließlich wurde zum Lampenfest eingeladen.
Kalle Schäfer hatte dafür eine Auswahl seiner Lampen mitgebracht und gegen Abend kamen dann auch sie zur Geltung. Erstaunlich, wie viele verschiedene Arten von Lampen es gibt und wie einfach und schlicht sie gegenüber der heutigen Technik gemacht wurden. Das ist es auch, was Schäfer an den Lampen so begeistert. „Diese schlichte Machart, so einfach und klar, das ist es, was mich immer wieder begeistert“, schwärmt er und nimmt liebevoll eine der Lampen in die Hand. Fragt man nach den Wünschen für die Zukunft, sind sich die Freunde einig. Eine weitere Restaurierung des Bahnhofs, ein 3. Gleis, der Ausbau des Museums mit vielen Schätzen, die noch zu beschaffen sind oder auf die Gelegenheit warten, dass sie ausgestellt werden.
Reiner Besgen