Signal in der Sauna

Heiner Gilbert aus Beuel ist selbständig, das bedeutet, er arbeitet selbst und er arbeitet ständig. In seiner Werkstatt kümmert er sich um Schwimmbäder und Saunas. Eines Tages erhielt der Verfasser von ihm eine Mail mit Bildern. Sie zeigten ein Original-Signal der RSE. Ungewöhnlich war der Standort des Signales – es hatte in Heiner’s heimatlicher Sauna Platz genommen. Ob Aufgüsse mit Nitro-Verdünnung gegeben wurden ist nicht bekannt. Was hat aber ein Signal in der Sauna zu suchen?

Die Sache hat natürlich eine Vorgeschichte. Im Sommer überreichte ein Asbacher Besucher zwei funktionstüchtige Signallampen dem Museum. Diese hatte er, nach dem Rückbau der Schienen, aus einem funktionslos gewordenen Bahnübergangs-Überwachungssignal in Hangelar geschraubt. Es handelte sich um das Signal aus Richtung Hennef am ehemaligen Übergabebahnhof zur Industriebahn Beuel-Großenbusch. Ohne Lampen stand es dort weiter bis Anfang der 80er Jahre. Nun wünschte die Stadt Sankt Augustin die Demontage, es war einem Radweg im Weg. Üblicherweise rückt jemand mit der Säge an, zersägt das Standrohr, und: „Baum fällt…“, der gekappte Rest bleibt stehen. Unüblicherweise demontierte ein Fachmann das Signal und rettete die festschraubbare Fudamentplatte. Sorgsam löste er Schraube für Schraube am Fuß des Signales. Anchließend folgte er nicht dem Trend, alte Gegenstände automatisch zu vernichten. Er lagerte das vier Meter lange Teil in seinem Garten ein. Heiner Gilbert erfuhr von dem Signal und informierte Wolfgang Clössner. Zu einem fairen Kaufpreis überführte der Besitzer das kostbare Relikt im Oktober nach Asbach. Dort warteten bereits die Signallampen auf ihr angestammtes Gehäuse, dass sie vor einem Vierteljahrhundert verlassen haben.

Doch die Montage ist einfach gesagt und schwer zu erledigen, denn die Signaltafel war stark verrostet und hatte ein gewaltiges Eselsohr. Heiner Gilbert schraubte rostige Schrauben los, schweißte Roststellen aus, richtete, schliff, grundierte, lackierte – fünfzig Stunden lang. Wie gesagt er arbeitet selbst und er arbeitet ständig; in diesem Falle 50 Stunden für ein altes RSE-Signal. Für die „Einbrennlackierung“ nutzte er seine vorgeheizte Sauna…

Am 27.12.04 überführten Wolfgang Clössner und Carsten Gussmann die fabrikneue Signaltafel nebst Lampen zur Komplettierung nach Aachen. Heiner Gilbert fertigt zur Zeit einen neuen Fundamtentsockel. Das betriebsfähige Signal wird in Asbach aufgestellt.

Alle Fotos (wenn nicht anders genannt): Heiner Gilbert.