Alte und neue Fahrzeuge

Asbach, Samstag nachmittags. Bürgersteige werden gefegt, frisch gewaschene Autos blinken am Straßenrand. Ein Anblick der zufriedene Ruhe ausstrahlt. Abends krabbeln die Bewohner vermutlich noch unter die Dusche. Der Sonntag kann kommen.

Am Sonntagmorgen rauscht eine verdreckte Karre mit Bonner Kennzeichen entlang der sauberen Vorgärten. Das der Wagen ein auswärtiges Nummerschild trägt sieht man schon von weitem. So ein Dreckhobel besitzt kein Kennzeichen, das mit „NR“ anfängt. Vier Erdumrundungen hat der Wagen hinter sich, eine davon wurde vermutlich auf der Relation Bonn – Asbach abgefahren. Sein Innenleben gleicht einer rollenden Mülltonne. Jeder Mensch, der jahrelang Geld ansparte, Prospekte und die ADAC Zeitschrift fleißig studierte, würde beglückt zum Autohändler fahren.

Wolfgang Clössner macht das nicht. Er bringt sein Erspartes in die Schweiz. Wohl ein Superschlauer? Zinserträge vor der Steuer verheimlichen? Aber die Reise endet nicht in einem Marmorpalast mit eidgenössischen Fahnen davor. Der Zündschlüssel wird in einem Industriegebiet abgezogen, das Geld nimmt kein Banker, sondern eher ein Kunstschlosser entgegen: Grüzi und merci vielmals! Gegen eine höhere Summe tragen zwei Herren wenig später achtzig Kilo Stahl der Sonderklasse zum Pkw. Besucht wurde der Edeltempel für Garten-Eisenbahnen schlechthin. Die Werkstatt von Ball & Sohn „Balson“ in Stein am Rhein. Ein Blick durch das Schaufenster mit den gigantischen Exponaten gehört zu den verführerischen Erlebnissen eines Dampf-Eisenbahners. Einmal so eine Maschine besitzen und mit ihr losdampfen!

An einem Sonntag im September war es soweit. Die fabrikneue Maschine wurde in Asbach angeheizt. Eine halbe Stunde vergeht, bis der kalte Kessel sechs Liter Wasser in Dampf mit einen Druck von sieben bar verwandelt. Im Vergleich dazu hat der bisherige „Teekocher“ nur einen Wasserinhalt von einem Liter. Bei soviel Dampf kann man getrost Leistung erwarten. Die kleine Lok war mit zwei Erwachsenen voll ausgelastet. Die neue Maschine möchte zehn Personen am Zughaken spüren, um ihren Sound hören zu lassen. Auch zwanzig Personen sind kein Problem, wie Probefahrten auf großen Gartenbahnen zeigten.

Nun hat Asbach genügend Dampf, um auf der erweiterten Gartenbahn Kinder zu transportieren. Die erforderlichen -sogenannte Aufsitzwagen- werden in der Winterpause hergestellt. Im nächsten Frühjahr rollt dann immer noch der ungepflegte Bonner Wagen an den blühenden Vorgärten vorbei…

Nur für Technikfans

Warum gerade diese Lok? Die Frage ist schnell beantwortet. Sie paßt hervorragend in das Konzept des Basaltparkes. Das Vorbild ist eine Maschine der Düsseldorfer Lokomotivfabrik HOHENZOLLERN. Vergleichbare Maschinen liefen auch auf Strecken der Basalt AG. Ein sehr ähnliche Maschine besaß die Heisterbacher Thalbahn. Als Lok 7 fuhr sie bis 1936 auf deren Strecke. Das Verkehrsaufkommen sank, und die Maschine kam 1936 zur RSE. Als deren Lok 9 rangierte sie in Hennef. Die unverwüstliche Lok erhielt noch einen Tauschkessel, vermutlich ein Neubau, und hauchte erst 1952 ihr arbeitsreiches Leben aus.

Das Modell ist von Werk aus rot/schwarz entsprechend den DB-Dampflokomotiven lackiert. Auf Wunsch des Käufers wurde die Maschine im Farbkleid der RSE gespritzt. Die Maße entsprechen nicht exakt dem HTB-Vorbild, von dem ohnehin keine technische Zeichnung existiert. Vermutlich müßte man den Schornstein des Modells um ca. 50mm kürzen. Der Führerstand nebst Vorratsbehältern entspricht ebenso nicht ganz der Lok 9 RSE. Die Rundung der Vorratsbehälter ist beim Original geringer als beim Modell. Die Fenster sind im Original nicht elliptisch sondern rund. Die Schieberschubstange ist beim Vorbild unterteilt und besitzt ein zusätzliches Lager. Ohne Lager führen die starken Seitwärtsbewegungen schnell zum Losrütteln der Zylinder-Paßschrauben. Im Modell ist das Lager verzichtbar, die Lok wird dadurch preiswerter. Die abweichendene Details zur RSE-Maschine fallen nur Fachleuten auf. Neuanpassungen sind bei der hohen Qualität des Modells schwierig. Es besteht die Gefahr, die Lok durch schlechter ausgeführte Anbauteile zu „verhunzen“.

Kaufentscheidend waren das Vorbild der Lok und unsere Streckenführung. Unser Mindestradius von nur fünf Metern erlaubt keine großen Achsstände und deshalb keine leistungsfähigen Kessel. Das Modell einer vielachsigen normalspurigen Dampflok ist wegen der kleinen Radien nicht einsetzbar. In Kleinstserie produziert sind nur wenige Baureihen verfügbar, so z.B, die 55er von Zimmermann. Wer etwas Anderes möchte muß jahrelang selber Hand anlegen.

Die Vergrößerung des Maßstabes löst das Problem. Regelspurige Fahrzeuge werden für 5“-Gartenbahnen im Maßstab 1:11 gebaut. Für Schmalspurlokomotiven gilt 1:5 für 600 mm-Fahrzeuge und 1:6 für 750 mm-spurige Vorbilder. Die Lok 53 wäre als Modell knapp zwei Meter lang und wöge mindestens 300 kg! Die neue Lok ist immerhin über Puffer 100 cm lang, 60 cm hoch und 40 cm breit. Mit nur zwei Achsen befährt sie problemlos den kleinsten Radius. Ihre Leistung entspricht dabei einer großen Normalspurlok. Sie bringt betriebsbereit 90 kg auf die Gleise. Das entspricht der Achsfahrmaße einer Baureihe 24 oder 64, die aber wieder nicht durch die Radien passen…

Das Modell ist für Anfänger einfach zu bedienen, zukünftige Reservelokführer sind erwünscht! Die große Rostfläche und der reichliche Wasserinhalt des Kessels verzeihen gnädig mögliche Bedienungsfehler. Ein kleine Lok, wie der bisherige „Teekocher“ ist erheblich schwerer zu beherrschen.

Erfolgreich angeheizt: die neue Lok auf 5” Spur steht auf dem Anheizgleis am Lokschuppen
Die neue Lok zusammen mit Holzloren nach Vorbild der Basalt AG