Dezember 2022

Im Dezember erreichten die diesjährigen Bemühungen unseres Vereins schließlich ihren Höhepunkt! Neben einem Sonderöffnungstag im Rahmen des Asbacher Weihnachtsmarktes konnten wir Anfang Dezember mit dem Rückbau unserer alten Gleisanlagen beginnen und dabei viele spannende Entdeckungen machen.


Advents-Öffnungstag

Begonnen haben wir am 04. Dezember mit unserem „Advents-Öffnungstag“. Dieser fand zeitgleich mit dem Asbacher Weihnachtsmarkt statt. Diesen besuchten wir mit unserem Dampftraktor „Hobbit“, um den Nikolaus auf das Marktgelände zu bringen.

Für unsere Mitglieder war der Öffnungstag auch gleichzeitig die inoffizielle Verabschiedung der Gleisanlagen, die seit 2000/2003 den Mittelpunkt unseres Museums bildeten. Nach 20 Jahren traten erhebliche Mängel an Gleisen, Schwellen und Unterbau auf, sodass eine umfangreiche Sanierung die einzig zielführende Lösung ist.


Rückbau der alten Gleisanlagen

Bereits am darauf folgenden Wochenende (10. /11.12.) konnten die Gleisanlagen vollständig zurück gebaut werden. Im selben Atemzug wurde auch die Bahnsteigkante vor dem Empfangsgebäude und der gepflasterte Bereich vor dem Lokschuppen zurück gebaut.


Wer anderen eine Grube gräbt…

Ein weiterer Arbeitseinsatz erfolgte vom 29. bis 31. Dezember auf dem Asbacher Bahnhofsgelände. Mit Hilfe eines geliehenen Baggers und LKWs konnte mit dem Aushub des alten Unterbaus vor dem Lokschuppen begonnen werden.


Entdeckungen während der Grabungen

Wie wir bereits von anderen Betriebsstellen der RSE wussten, wurde beim Rückbau der Strecken in den 1960er Jahren nur das mitgenommen, was man noch gut zu Geld machen konnte. Dazu gehörten vor allem die Stahlteile wie Schienen, Laschen und Kleineisen. Die große Menge verbauter Holzschwellen wurde zumeist zurückgelassen und verschwand unter einer Erdschicht, wo sie allmählich in Vergessenheit geriet.
Weil seit dem Rückbau der Gleisanalgen im Jahre 1959 im Bahnhof Asbach keine größeren Bauarbeiten durchgeführt wurden, hatten wir die Hoffnung, noch ein paar Relikte aus den Betriebszeiten der RSE vorfinden zu können.

Angefangen haben wir auf dem ehemaligen Gleis 1a neben dem Lokschuppen. Am Ende des Gleises befand sich laut alten Plänen ein Kohleschuppen, der aber leider bildlich nicht genauer belegt ist. Doch nach kurzem Graben stießen wir neben einigen Schwellen auch auf einen Teil des alten Fundaments des ehemaligen Kohleschuppens. Gemeinsam mit den wenigen Bildern und den historischen Plänen konnte mittlerweile der komplette Grundriss rekonstruiert werden. Auch die alten Schwellen des Gleis 1a konnten noch bis zur Vorderseite des Lokschuppens freigelegt werden, sodass der gesamte Gleisverlauf des Gleis 1a genau rekonstruiert werden kann.

Ein weiterer Fund konnte unmittelbar vor unserer Dampflok 152 gemacht werden. Im Verlauf des ehemaligen Gleis 2 stieß der Bagger plötzlich auf ein Rohr und einige Backsteine. Nach dem vorsichtigen Freilegen mittels Spitzhacke und Spaten kam nach und nach die ehemalige Wasserstelle des Bahnhofes Asbach zum Vorschein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schmalspurbahnen wurden die Wasserkästen der RSE Dampfloks nicht über Wasserkräne gefüllt, sondern die Dampfloks mussten ihre Wasservorräte aus Brunnen oder Zisternen entlang der Strecke auffüllen. Dafür verfügten alle Dampfloks der RSE über eine spezielle, dampfbetriebene Pumpe, den sogenannten Elevator, dessen Saugschlauch sich an der hinteren Pufferbohle befand und so die zwischen den Gleisen liegenden Wasserstellen gut erreichen konnte.

Doch auch innerhalb des weitestgehend verfüllten Schachts der Wasserstelle konnte unser Mitglied Mark noch eine tolle Entdeckung machen. Verborgen im Morast fand sich die alte Abdeckung des Sauganschlusses. Diese Abdeckung war zumeist das Einzige, was von den Wasserstellen sichtbar war. Bisher waren die genauen Abmaße dieser vereinheitlichten Abdeckungen auch nicht belegt, sodass wir uns über diesen Fund sehr freuen. Ein Vergleich mit einer Fotografie von Willi Kissau, welche die ehemalige Lok 51 beim Wassernehmen im Steinbruch Eudenberg zeigt, verdeutlicht die Funktion des Deckels. Auch dieses Bild kann nach Abschluss der Bauarbeiten wieder vor dem Lokschuppen nachgestellt werden.


Altes Schienenmaterial

„Und unter dem Dielenboden von Pändels Hüsje liegen beste Bröltalbahn-Eichenschwellen.“ Was uns der Heimatfoscher Horst Weiß da vor einigen Jahren erzählte, klang wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Das Häuschen war vor rund 100 Jahren von Pantaleon „Pändel“ Stockhausen erbaut worden, seines Zeichen Rottenaufseher der RSE. Schwellen und Schienen waren sein Metier, daher hatte er – wie viele andere Eisenbahner – altbrauchbares Material von seinem Arbeitgeber erworben und für sein Haus verwendet.

Auf dem historischen Foto aus der Sammlung von Horst Weiß sehen wir ihn, Pantaleon Stockhausen, „Pändel“ gerufen, im Alter von etwa 32 Jahren vor dem von ihn erbauten Haus neben seiner Frau Anna Eva Stockhausen, geb. Limbach, und ihrer gemeinsamen Tochter Maria. Maria bewohnte viel später mit ihrem Mann Theo Fassbender das Häuschen, der wiederum viel später in den Räumlichkeiten ein privates Heimatmuseum einrichtete.

Als das Haus nun im Oktober abgerissen wurde, bestätigte sich Herrn Weiß` Information: Der Dielenboden lag auf Eisenbahnschwellen, die mit Sicherheit noch aus der Zeit der Brölthaler Eisenbahn, also vor der Umbenennung der Bahn in Rhein-Sieg Eisenbahn im Jahr 1921, stammten. Eine war sogar noch so gut erhalten, dass wir sie nun in unserem Museum ausstellen.

Es kam aber noch besser: Rolf Bertram, der heutige Besitzer des Hauses, bot uns auch die Schienen an, die er vor allem in den Zwischendecken fand. Diese relativ kurzen Schienenstücke haben verschiedene Formate, aber eine fällt besonders auf. Es ist ein sehr leichtes Profil mit altertümlichen Querschnitt. Beim Nachmessen stellte sich heraus, dass die Maße exakt zu jenen aus der Anfangszeit der BTE passen, also der Pferdebahnzeit. Demnach wäre die Schiene rund 160 Jahre alt!

Ein ganz herzliches Dankeschön an Horst Weiß für den Tipp und an Rolf Bertram für die Spende dieses wertvollen Materials!

Links das Pferdebahnprofil, was vermutlich aus dem Jahr 1862 stammt, rechts ein später verwendetes Schienenprofil der RSE aus dem Jahr 1878.

Projekt V13

Kleinere Fortschritte gab es auch bei der Aufarbeitung der Diesellok V13. Aktuell müssen wir unsere Arbeitskraft für den Gleisbau bündeln, sodass an der V13 nur mit niedrigerer Priorität gearbeitet werden kann. Im Rahmen des Arbeitseinsatzes am 10. Dezember konnte die Motorhaube nach über einem Jahr wieder auf die Lokomotive aufgesetzt werden. Nun können die letzten Details für die neuen Motorhalter und die Positionierung des Luftpressers abgestimmt werden.


Stimmungsbild des Monats: Ein letztes Stelldichein gaben sich am Abend des 4. Dezember 2022 die Dampfloks 152, 53 und die Diesellok V6 (v.l.n.r.), denn nur wenige Minuten später wurden die Lokomotiven in den Lokschuppen rangiert. Dies waren gleichzeitig die letzten Bewegungen auf den alten Gleisanlagen.