Das vergangene Jahr zeigte sich durchaus von seiner schönen Seite. Auf Hitzeperioden folgten tropische Regengüsse, das Unkraut wuchs wie nie zuvor. Erfreulich mehr Besucher schauten vorbei. Weil wir keinen Eintritt erheben, so ist es fast unmöglich den Zuwachs einzuschätzen. Als Hilfsmittel bietet sich der Wasserverbrauch der Toilettenanlage an – satte 21 m³ mehr als im Vorjahr.
In dem allseits bekannten Online-Kaufhaus entdeckte Wolfgang Clößner die Nachbildung eines Dampftreckers. Das Modell im Maßstab 1:2 baute ein darauf spezialisiertes englisches Unternehmen im Jahr 2009. Die auf den Namen Hobbit getaufte Maschine bringt ohne Fahrer 770 kg auf die Waage. Der erste Gedanke war: wenn die Besucher nicht zu uns kommen, dann kommen wir halt zu den Besuchern! So schlecht ist die Situation allerdings nicht. Jedoch ist die Außenwirkung des Gefährtes enorm. Speziell wenn der Hobbit bergauf in Richtung Markplatz losstürmt. Wolfgang überließ die ersten Fahrten gerne seinen Freunden. Der Sitz musste noch auf seine Höhe angepasst werden. Ferner ist die Lenkung, besonders für große Fahrer, gewöhnungsbedürftig. Für Kurvenfahrten muss ein kleines Handrad, es wirkt auf die Kettenlenkung, in Windeseile mehrfach umgedreht werden. Der Dampfregler kennt nur die Position volle Kraft voraus. Bevor ihn seine Freunde auf die Straße ließen musste er mehrmals das Empfangsgebäude ohne Anstände umrunden.
Mittlerweile sind vier Personen mit ausreichender Fahrpraxis vorhanden. Die Regelung des Wasserstandes setzte Einfühlungsvermögen und Streckenkenntnis voraus. Das Wasserstandsglas befindet sich hinten am Ende des Kessels. Fuhr man bergauf, so täuschte es einen hohen Wasserstand vor. Während der Talfahrt floss das Wasser wieder nach vorne. Der Pegel näherte sich gefährlich der roten Marke für den niedrigsten Wasserstand. Auf ebenen Strecken war der Wasserstand wieder normal. Ferner galt es die Verbrauchswerte zu ermitteln. Die fünf Pferdestärken benötigten 10 Liter Wasser und 2 Kilogramm Kohle pro gefahrenen Kilometer.
Am letzten schönen Herbstwochenende planten Christian und Wolfgang einen gemeinsamen Ausflug. Der Basaltweg nach Bennau ist wegen seines Belages mit dem Rollstuhl nicht befahrbar. Um die ehemalige Strecke trotzdem kennenzulernen, bot sich der Hobbit an. Es bereitete Vergnügen die Strecke in den eigenen Dampf gehüllt zu befahren. Allerdings ließ der Sitzkomfort zu wünschen übrig. Das eindeutige Urteil lautete: hier fährt kein Besucher freiwillig mit!
Die Entschädigung für den Ausritt wartete in Bennau. Heinz Gödtner hatte gerade den alten Bahndamm der Anschlussstrecke zum Steinbruch Bennau freigelegt. Der Hobbit durchpflügte wenig später den freigelegten historischen Bahndamm. Er war vermutlich das erste Dampffahrzeug, welches seit dem Streckenabbruch im Jahre 1962, die ehemalige Strecke befuhr. Ein Senior kam des Weges und bemerkte treffend: “…das sieht ja aus wie früher!“.
Den Asbacher Weihnachtsmarkt besuchte der Nikolaus nicht per Rentierschlitten. Er nahm auf dem Anhänger Platz und der Trecker schnaubte mit ihm auf den vorbereiteten Standplatz.