m Asbacher Museum ist am 26. November 2016 der ehemalige RSE-Triebwagen T2 angekommen, 60 Jahre nach Einstellung des Personenverkehrs auf der Schiene! Erste Kontakte zum Erwerb des Wagens hatte noch Wolfgang Clößner geknüpft. Wir freuen uns sehr, dass die Museumsbahnkollegen aus dem Jagsttal bereit waren, das Fahrzeug abzugeben. Dank der großartigen Unterstützung der Ortsgemeinde Asbach, die den Wagen erworben hat, und der Hilfe der Jagsttalbahner, die beim Verladen mit angepackt haben, ist unser Museum nun um eine wichtige Attraktion reicher. Mit Baujahr 1938 ist es das älteste noch existierende RSE-Fahrzeug. Im Museum trifft es auf das jüngste Fahrzeug, die V13 von 1961, und die letzte erhaltenen Dampflok Nr. 53. Somit präsentiert sich unseren Gästen nun auch ein Vertreter des Personenverkehrs. Durch die jahrelange Abstellzeit ist der Wagen ziemlich mitgenommen. Derzeit steht er, durch eine Plane geschützt, neben dem Güterschuppen. Ab dem nächsten Jahr ist eine Aufarbeitung als rollfähiges Objekt geplant, wobei er äußerlich wieder als Triebwagen erscheinen soll.
Und ein Rollbock:
Bei den Besuchern des Museums trifft der Rollwagen immer wieder auf lebhaftes Interesse, es werden viele Fragen zu Zweck und Funktion gestellt. Bei der Brölthaler Eisenbahn bzw. Rhein-Sieg Eisenbahn gab es neben den Rollwagen aber auch Rollböcke, von 1901 bis 1918 sogar ausschließlich. Um den Unterschied der beiden Bauarten besser erklären zu können, wurde zusätzlich zum ehemaligen T2 ein alter Rollbock von der Jagsttalbahn erworben. Er trägt die Nummer 49 und wurde 1942 von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut. Er hat keine Bremse, so wie einst alle Rollböcke der RSE. Im Zugverband musste daher immer eine bestimmte Zahl an schmalspurigen Bremswagen mitfahren, um die schweren Züge sicher anhalten zu können. Nach der äußerlichen Aufarbeitung soll der Rollbock auf einem kurzen Gleisstück aufgestellt und mit einer regelspurigen Achse beladen werden, um analog zum Rollwagen das Prinzip des Transports von Regelspurfahrzeugen auf schmaler Spur zu demonstrieren. Leider gibt es von den BTE/RSE-Rollböcken weder Fotos noch Zeichnungen, Hinweise hierauf sind sehr willkommen.
Die wechselvolle Geschichte des Triebwagen:
Der T2 wurde 1938 von der Waggonfabrik Wismar mit der Fabriknummer 21103 gebaut und verfügte anfangs über einen Daimler-Benz-Dieselmotor mit 95 PS. Wie schon der T1 von 1934 erstrahlte er im damals weit verbreiteten dunkelroten Lack mit beigem Fensterband. Wegen des kriegsbedingten Treibstoffmangels erhielt er 1942 eine Anthrazit-Gasgeneratoranlage und zusätzlich eine elektropneumatische Vielfachsteuerung, später dann noch einen grünen Tarnanstrich. Der Generator und die Steuerung wurden nach dem Krieg wieder ausgebaut, die grüne Farbe blieb.
Ab Januar 1947 stand er dem Plandienst wieder zur Verfügung, nun mit einem 130 PS Humboldt-Deutz-Motor. Die Laufleistungen lagen zwischen 40.000 und 90.000 km jährlich. Anlässlich einer Hauptuntersuchung im Juni 1950 bekam der T2 eine neue Lackierung in Blau mit hellbeigem Fensterband. Nach Einstellung des regulären Schienenpersonenverkehrs der RSE, der letzte Zug fuhr am 31.07.1956 von Asbach nach Hennef, kam er zusammen mit den anderen Triebwagen nur noch für Sonderzüge anlässlich der Großkirmes Pützchens Markt zum Einsatz.
Schließlich erfolgte 1959 der Verkauf an die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (DEBG) für die Nebenbahn Möckmühl-Dörzbach in Baden-Württemberg. Dort war der Personenverkehr bereits 1951 eingestellt worden, aber man benötigte Schlepptriebwagen für den Stückgut- und leichten Güterverkehr. In der Werkstatt Bodenwerde-Linse erfolgte die Umspurung auf 750 mm, der Ausbau aller Sitze und der Einbau von Zug- und Stoßeinrichtungen von Lok 151 MD, einer fünfachsigen Heeresfeldbahn-Dampflok. Auf einer Seite wurden die schmalen Türen gegen sehr breite Türen getauscht, um sperrige Gegenstände einladen zu können. In frischer roter Lackierung und mit der neuen Nummer VT 301 nahm er ab dem 5.11.1959 den Betriebsdienst auf. Bis zu 100 Tonnen Last durften angehangen werden.
1962 übernahm die neu gegründete Südwestdeutsche Eisenbahngesellschaft (SWEG) die Jagsttalbahn. Für den ab 1967 eingeführten Schülerverkehr auf der Schiene erhielt der VT 301 wieder Sitze aus alten Bussen und Triebwagen der SWEG. Nach der Abstellung im Dezember 1970 erfolgte der Ausbau aller Antriebsteile, im Mai 1971 ging er als Beiwagen VB 403 wieder in den Betriebsdienst. Gleichzeitig begann im Jagsttal der Museumsbetrieb, zunächst unter der Regie der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG), die u.a. auch die RSE-Lok 53 vor der Verschrottung bewahrt hatte. 1986 erhielt der VB 403 seine letzte Hauptuntersuchung, seit Ende 1988 ruht der Schienenverkehr im Jagsttal.