
Die Modernisierung der Personenverkehrs
In den 1930er Jahren versuchten die finanzschwachen Kleinbahnen, den zurückgehenden Personenverkehr durch den Einsatz von Triebwagen zu rationalisieren. Auch die Rhein-Sieg Eisenbahn beschaffte 1934 einen ersten Triebwagen von der Waggonfabrik Wismar. Der als T1 bezeichnete Triebwagen bewährte sich gut, sodass von 1938 bis 1941 vier weitere Triebwagen angeschafft wurden. Um die Kapazität der Triebwagen zu erhöhen wurden Personen- und Packwagen umgebaut und im selben modernen Farbschema lackiert. Nachdem man den verunfallten Triebwagen T1 im Jahr 1940 in einen motorlosen Beiwagen umgebaut hatte, baute die RSE von 1943 bis 1949 vier weitere Triebwagenanhänger auf Basis alter Personenwagen neu auf.
Vom Personenwagen zum Triebwagenanhänger
Ab 1894 beschaffte die Bröltaler Eisenbahn (ab 1921 Rhein-Sieg Eisenbahn) bei der Düsseldorfer Eisenbahnbedarf AG, vormals Carl Weyer & Cie, insgesamt rund 20 vierachsige Personenwagen. Die formschönen Wagen waren in dunkelgrün lackiert und verstärkten den Personenwagenpark für den Verkehr auf dem stetig wachsenden Streckennetz. Einer von ihnen war der Wagen 27, der mit dem Eintreffen für den ersten Triebwagen in Rot-Beige umlackiert wurde und als Beiwagen für die hochmodernen Triebwagen genutzt wurde.
Im Jahr 1942 begann die Werkstatt schließlich mit dem vollständigen Umbau des Wagens 27. Der hölzerne Wagenkasten wurde abgebrochen und in starker Anlehnung an die Triebwagen entstand ein neuer Wagenkasten in vollständiger Stahlbauweise. Während die Designmerkmale der Triebwagen nahezu vollständig für die Triebwagenanhänger übernommen wurden, erhielt der TA 21 eine grade Fensterfront an der Stirnseite. Bei den Triebwagen und auch den späteren Beiwagen war diese leicht geneigt ausgeführt. Im Gegensatz zu den Triebwagen behielt der Triebwagenanhänger aber die reguläre Zug- und Stoßeinrichtung seines Spenderfahrzeugs und wurde nicht auf die bei den Triebwagen verwendeten Albertkupplungen umgebaut. So konnte der Triebwagenanhänger auch weiterhin in regulären Zügen eingesetzt werden, während für das Kuppeln mit den Triebwagen eine Adapterkupplung zur Verfügung stand.
Als TA 21 wurde er in Dienst gestellt und gemeinsam mit den Triebwagen eingesetzt. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde er nach einer Hauptuntersuchung um 1950 als TA 4 umgezeichnet und verließ im neuen, blau-weißen Farbkleid die Hennefer Werkstatt.
Gemeinsam mit den Triebwagen und vier weiteren Triebwagenanhängern waren in den letzten Jahren des Personenverkehrs auf der Rhein-Sieg Eisenbahn oft stilreine Triebwagenzüge zu erleben, die vielen Fahrgästen bis heute in guter Erinnerung geblieben sind.


Ein zweites Leben bei der Jagsttalbahn
Im Jahr 1959 kaufte die Deutsche-Eisenbahn-Betriebsgesellschaft (DEBG) den TA 4. Für ihre 39 km lange 750 mm Schmalspurbahn von Möckmühl nach Dörzbach hatte man bereits im Vorjahr den Triebwagen T5 gekauft und zum Schlepptriebwagen umgebaut, um in verkehrsschwachen Zeiten den kostenintensiven Betrieb mit Dampflokomotiven zu rationalisieren.
Da die ersten Erfahrungen mit dem neuen Fahrzeug mehr als zufriedenstellend waren, wurden im März 1959 auch der T2 sowie die Triebwagenanhänger TA 4 und TA 5 von der DEBG erworben und ins AW Bodenwerder-Linse überführt. Neben der Umspurung auf 750 mm Spurweite wurden die Kupplungen an die Normalien der Jagsttalbahn angepasst. Da auch die Triebwagenanhänger im Güterverkehr genutzt werden sollten, wurden die Sitze ausgebaut und an einem Ende große Schiebetüren eingebaut, um den Triebwagenanhänger zum Transport von Stückgut nutzen zu können. Mit einer neuen, dunkelroten Lackierung wurde der nun als VB 401 bezeichnete Beiwagen am 12. April 1960 in Möckmühl abgeladen und nach erfolgreicher Abnahme am 1. Juni 1960 im Güterverkehr auf der Jagsttalbahn eingesetzt.
Bereits 1963 wurde er wieder mit altbrauchbaren Sitzen ausgerüstet und kam ab 1966 im Schülerverkehr, gemeinsam mit dem VB 400 (ehemals RSE TA 5), zum Einsatz.
Mit dem Aufkommen des Museumsverkehrs im Jagsttal wurden die Beiwagen regelmäßig im Museums- und Ausflugsverkehr eingesetzt und erfreuten sich großer Beliebtheit. Nicht selten konnten stilreine RSE Triebwagengarnituren bewundert werden.

(V.l.n.r.: T5, TA 4, TA 5, T2)

(V.l.nr.: TA 4, T2, TA 5, T5)
Doch im September 1988 endete die Idylle im Jagsttal schlagartig. Eine Entgleisung bei Widdern führte zu einer umfangreichen Untersuchung. In diesem Zusammenhang wurden schwere Mängel am Oberbau der Strecke festgestellt, sodass die Strecke zum 23. Dezember 1988 vorübergehend gesperrt wurde. Die Schäden am Oberbau waren so gravierend, dass die geplante Wiederinbetriebnahme nicht zustande kam und die Jagsttalbahn in einen langen Dornröschenschlaf verfiel.
Mit den beginnenden Arbeiten der Jagsttalbahnfreunde e.V. im Bahnhof Dörzbach wurden die drei Beiwagen in den Bahnhof Bieringen umgesetzt und standen dort mit vielen anderen Fahrzeugen unter freiem Himmel abgestellt. Während der VB 403 (ehemals RSE T2) bereits 2016 durch unser Museum zurück in die alte Heimat zurückgeholt wurde, konnten die beiden Beiwagen VB 400 (ex. TA 5) und VB 401 (ex. TA 4) von Jens Wilkes erworben werden, der sie für sein Projekt am Bahnhof in Jagsthausen aufarbeiten wollte.


Zurück in die alte Heimat
Bereits seit einigen Jahren gibt es immer wieder Gespräche mit dem heutigen Eigentümer, der auch Mitglied in unserem Verein ist, über die weitere Zukunft der beiden wertvollen Fahrzeuge. Während unserer Jubiläumsveranstaltung im September 2025 war er wieder in unserem Museum zu Gast und es entstanden Ideen über die Rückholung eines TAs in unser Museum. Ende Oktober 2025 fiel schließlich die Entscheidung, den TA 4 als Leihgabe an unser Museum zu übergeben. Bereits wenige Wochen später, am 5. November 2025, wurden der TA 4 und TA 5 in Bieringen verladen. Während der TA 5 in den Bahnhof Jagstthausen gebracht wurde, erreichte der TA 4 am 6. November 2025 auf einem LKW von „Schwerlastservice Hack“ den Asbacher Museumsbahnhof und wurde auf Gleis 1 auf die heimatlichen Gleise gesetzt.












Unser Mitglied Maxim hat die Rückkehr des TA 4 und die ersten Meter in Asbach im Video festgehalten.
Wie geht es weiter?
Da aktuell keinen Hallenplatz verfügbar ist, wurde der Triebwagenanhänger auf Gleis 1 an unserem Bahnsteig abgestellt. Aktuell ist geplant, die Aufarbeitung des Beiwagens nach Abschluss der Arbeiten an unserer Diesellok V13 zu beginnen. Da die Aufarbeitung des TA 4 um einiges leichter wird als die umfangreiche Rekonstruktion des T2, werden wir die Aufarbeitung des TA 4 vorziehen und wertvolle Erfahrungen für den Wiederaufbau des Triebwagens T2 sammeln.
Technische Daten:
| Hersteller | Rhein-Sieg Eisenbahn, Hauptwerkstatt Hennef |
| Fabriknummer | – |
| Baujahr | 1942 |
| Länge | 9600 mm |
| Breite | 2100 mm |
| Höhe | 2950 mm |
| Dienstgewicht | 7600 kg |
| Sitzpläte | 18 + 6 Klappsitze |
