Diesellok V6

Unsere Diesellok V6 wurde 1957 vom VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ (LKM) in Potsdam-Babelsberg unter der Fabriknummer 249238 gebaut.
Sie ist Teil des LKM Feldbahnlokprogramms und war anfangs die stärkste Feldbahnlok aus DDR Produktion.


Die 275 zwischen 1952 und 1960 gebauten Dieselloks der Bauart Ns3 waren für Eisenbahnen mit einer Spurweite von 600-1000mm ausgelegt. Ausgestattet waren sie mit einem 60 PS starken, wassergekühlten Vierzylinder-IFA-Horch-Motor ausgerüstet, welcher seine Kraft über ein 3-Gang-Lamellenkupplungsgetriebe auf die Schiene brachte. Ab den 1970er Jahren wurden die Loks stückweise auf luftgekühlte Motoren umgebaut, welche den Maschinen dann 68 PS Leistung verliehen. Die Motoren wurden vom VEB Motorenbau Schönebeck in Magirus-Deutz Lizenz gebaut.


Unsere Lokomotive wurde 1957 als Ns3i an das VEB Imprägnier- und Holzverarbeitungswerk Magdeburg ausgeliefert und dort als Nummer 4 in Betrieb genommen. Gemeinsam mit einer baugleichen Schwesterlok Nr. 5 (LKM 249239/1957) rangierte sie bis zur Einstellung des Betriebs Anfang der 1990er Jahre das Holz auf der internen Werksbahn mit einer Spurweite von 860 mm.

Unsere Lokomotive als Werklok 4 auf dem Gelände des Imprägnier- und Holzverarbeitungswerk in Magdeburg (Hafen). Foto: Martin Stertz, 1. Juni 1992

1992 wurden die beiden Loks schließlich an einen Hamburger Eisenbahnfreund verkauft, welcher sie vorerst in einer Halle einlagerte.
Erst 2000 kam wieder Bewegung in die beiden Loks. Für unser Museum in Asbach kaufte Carsten Gussmann die beiden Lokomotiven und brachte sie zur MaLoWa nach Bendorf. Dort wurde unsere heutige V6 betriebsfähig aufgearbeitet und auf 785 mm Spurweite umgespurt. Die Schwesetrlok wurde als Ersatzteilspender genutzt und anschließend optisch hergerichtet. Heute steht sie als Denkmal am ehemaligen Bahnhof in Hangelar.

Am 10.12.2001 erreichte die Diesellok schließlich unser Museum in Asbach.

Nach ihrer Ankunft wurde die Maschine noch etwas verfeinert. So erhielt sie wieder ihre Fabrikschilder, ihre Lampen und wurde in Fortführung des alten RSE Nummernschemas als V6 beschriftet. Um die 53 auch richtig aus dem Lokschuppen ziehen zu können, wurde eine Zug- und Stoßvorrichtung montiert, welche gemeinsam mit den beiden Güterwagen aus Polen beschafft worden war.

Im März 2021 wurde die Maschine schließlich mit einer Unterpufferkupplung ausgerüstet.


Technische Daten:

Hersteller:VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ Babelsberg
Fabriknummer:249238
Baujahr:1957
Motor:4 VD 14,5/12-1 SRL
Leistung:68 PS
Getriebe:3-Gang-Rädergetriebe
Geschwindigkeit:4 – 8 – 15 km/h
Länge:5000 mm
Breite:1850 mm
Höhe:2267 mm
Achsstand:1250 mm
Raddurchmesser:700 mm
Dienstgewicht:11 t

Kleine Anekdote: Von Loks und ihren Nummern

Die meisten Loks hat im Laufe der Zeit viele Nummern. So hatte unsere Diesellok in Magdeburg die Nummer 4 und bei uns die Nummer V6, aber eine Nummer bleibt, solange die Lok existiert: Die Fabriknummer!
Diese Nummer ist der „Fingerabdruck“ der Lokomotive, denn eine Fabriknummer gibt es bei jedem Hersteller nur für eine Maschine. Es ist meist die einzige Möglichkeit, eine Lok genau zu identifizieren. In vielen wichtigen Bauteilen einer Lok ist diese Nummer eingeschlagen um die Teile wie z.B. Bremsteile, Treibstangen, Achsen etc. in den Werkstätten wieder der Maschine zuordnen zu können.

Doch im Laufe eines „Lokomotivlebens“ kommt es manchmal vor, dass auch Teile von baugleichen Lokomotiven im Austausch verbaut werden. So finden sich an einigen Loks Bauteile mit diversen Fabriknummern.

Aber was hat das jetzt mit unserer V6 zu tun?
Zu den wichtigen markierten Teilen einer Lok der Gattung Ns3 gehören neben dem Rahmen auch die Kuppelstangen. Diese sind mit ihren Lagern exakt auf die jeweilige Lokomotive angepasst. Die Stangen unserer Lok tragen keine Fabriknummern. Es handelt sich vermutlich um Ersatzteile, die eventuell bei einem Aufenthalt in der „Zentralwerkstatt“ für DDR Feldbahnlokomotiven in Leipzig-Wahren verbaut wurden. Normalerweise verschwanden die alten Originalteile spurlos, weil sie meistens aufgrund von hohem Verschleiß ausgemustert und wieder dem Rohstoffkreislauf zugeführt wurden.
Aber scheinbar nicht bei einer unserer Stangen!

Bei einem Besuch bei unseren Freunden vom Feldbahnmuseum Guldental fiel unser Blick natürlich auf deren Ns3f (249229/1957), die nur wenige Wochen vor unserer Maschine die Werkshallen in Babelsberg verlassen hat. Als sich ein Kollege die Stangen der Maschine genauer anguckte, weiteten sich die Augen. Da war unsere Nummer eingeschlagen! Die Verwunderung war bei allen Beteiligten groß.
Wie es genau dazu gekommen ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Wir vermuten, dass die beiden Loks zeitgleich in der Leipziger Werkstatt in der Pittlerstraße zur Aufarbeitung waren und dabei die Stange vertauscht wurden. Ob dies nun zufällig oder aufgrund der allgemeinen Improvisation im Rahmen Materialknappheit in der DDR geschah, wird wohl für immer ein Geheimnis der beiden Maschinen bleiben.