Diesen Monat ist der Winter endgültig in unserem Museum angekommen. Nasskaltes Wetter und Temperaturen um den Gefrierpunkt haben dafür gesorgt, dass viele Arbeiten wie z.B. die ausstehenden Lackierarbeiten an der V13 vorerst ausgesetzt werden müssen, bis die Temperaturen es wieder zulassen.
Nichtsdestotrotz laufen im Hintergrund viele Vorbereitungen für kleine und große Arbeitseinsätze in den kommenden Wochen und im neuen Jahr, auch wenn dies leider nur schwer in Bildern festzuhalten ist.
Neuigkeiten gibt es aber zu unseren Güterwagen Om 811 und Om 812!
Bei der MaLoWa Bahnwerkstatt in Klostermansfeld konnten diesen Monat die neuen Radsätze für unsere Güterwagen fertigstellt werden. Weil sich die alten Achsen in schlechtem Zustand befanden, stellte die MaLoWa vier neue Radsätze aus vorhandene Achsscheiben und neuen Achswellen her. Nach der Anpassung der Achslager sind die neuen Achsen bereit, um wieder auf die heimischen 785mm Gleise in Asbach zurückzukehren.
Nutzen wir also die Gelegenheit des relativ ruhigen Monats und werfen einen Blick auf eine andere, der RSE sehr verbundene Schmalspurbahn, der Jagsttalbahn.
Ein neues Leben für die Jagsttalbahn
Die 39,1km lange, 750 mm Schmalspurbahn wurde 1901 eröffnet und führt durch das Tal der Jagst von Möckmühl nach Dörzbach. Die Privatbahn wurde von der „Deutschen Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft“ (DEBG) betrieben und diente neben dem Personenverkehr vor allem dem Güterverkehr.
Doch was hat diese Schmalspurbahn im nördlichen Teil Baden-Württembergs mit unserer Rhein-Sieg Eisenbahn zu tun?
Genauso wie die RSE verlagerte die Jagsttalbahn in den 1950er Jahren den rückläufigen Personenverkehr auf die Straße. Um nun auch dem kostenintensiven Dampfbetrieb (unter anderem mit unserer Dampflok 152) im Stückgut- und Güterverkehr zu rationalisieren, begab sich die DEBG auf die Suche nach gebrauchten Dieselfahrzeugen. Fündig wurde man, wie konnte es anders sein, bei der RSE in Hennef, die nach der Einstellung des Triebwagenverkehrs auf der Suche nach einem Abnehmer für die nur rund 20 Jahre alten Fahrzeuge war. Man wurde sich einig und die DEBG erwarb die Triebwagen T2, T4 und T5, sowie die Beiwagen TA4 und TA5. Die Fahrzeuge kamen zunächst in die DEBG Hauptwerkstatt in Bordenwerder-Linse, wo die Fahrzeuge auf 750 mm umgespurt und den Betriebsverhältnissen im Jagsttal angepasst wurden. Unter anderem wurden die Sitze entfernt und einseitig große Schiebetüren verbaut, um die Trieb- und Beiwagen im Stückgutverkehr einzusetzen. Lediglich der ehemalige T4, der nun als VT302 bezeichnet wurde, behielt seine ursprüngliche Bestuhlung. Nun kamen die Fahrzeuge im Jagsttal zu neuen Ehren und prägten dort gemeinsam mit den 1965 angeschafften Dieselloks V22.01 und V22.02 das Bild auf der Jagsttalbahn.
Leider wurde der Betrieb auf der landschaftlich reizvollen Strecke, die mittlerweile auch von der „Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte“ (DGEG) als Museumsbahn genutzt wurde, 1988 aufgrund der starken Baufälligkeit der Gleisanlagen eingestellt und die Bahn verfiel in einen langen Dornröschenschlaf.
Der bereits 1984 gegründete Verein „Jagsttalbahnfreunde e.V.“ hat nun in diesen Tagen das Unmögliche möglich gemacht. Am 19. November 2021 rollt nach über 30 Jahren Pause der erste offizielle Zug im Bahnhof Dörzbach. Der Verein hat den kompletten Bahnhof saniert und auch die Diesellok V22.02 und zwei Wagen vollständig aufgearbeitet und hauptuntersucht. Somit kann nun ein neues Kapitel in der Geschichte der Jagsttalbahn beginnen.
Am 20. November war unser Mitglied Maxim vor Ort und hat uns eine Reihe schöner Bilder mitgebracht.
Das wars mit unserem keinen Exkurs ins Jagsttal, nächsten Monat geht es weiter mit Neuigkeiten aus unserem Museum.
Wer mehr über die Jagsttalbahn und den dortigen Verein erfahren will, dem sei ein Blick auf die Homepage des Vereins empfohlen.